Astrologie Heute - Themen der Zeit

Frankreich: Brennende Vorstädte
 
von Claude Weiss

Bereits in der letzten Nummer von ASTROLOGIE HEUTE äusserten wir im Artikel «Länder und Organisationen mit Erneuerungsbedarf» die Vermutung, dass nicht nur Deutschland über das Horoskop der deutschen Einheit (3. Oktober 1990), sondern auch Frankreich über die Konstellationen der Fünften Republik (5. Oktober 1958) von den Sonnenfinsternissen vom 3. Oktober 2005 (10 Grad Waage) und vom 29. März 2006 (9 Grad Widder) betroffen sein könnte. Bekanntlich bedeutet eine Sonnenfinsternis auf der Sonne eines Staatshoroskops häufig, dass der bisherige Staatschef und damit die bisherige Regierung entweder abtreten müssen oder zumindest stark infrage gestellt werden. Im Falle von Deutschland mit einer Sonne auf 9 1/2 Grad Waage und damit in gradgenauer Konjunktion mit der Sonnenfinsternis vom 3. Oktober ist dies bereits geschehen. Es erschien jedoch nahe liegend, dass mit einer Sonne auf 11 Grad Waage auch Frankreich (Fig.1) nicht ungeschoren davonkommen würde, dies umso mehr, als die Sonne/Merkur-Konjunktion im Horoskop der Fünften Republik unaspektiert ist. Hinzu kommt, dass der laufende Pluto im September 2005 im Orb von 1 1/2 Grad auf dem Saturn des französischen Horoskops im fünften Haus in Schütze (nach Koch eingeschlossen) eine Station machte. Eine Konjunktion des laufenden Pluto mit dem Saturn eines Staatshoroskops bedeutet meist, dass zu einer solchen Zeit die Führung und die Ordnung infrage gestellt werden. Bei Frankreich kommen folgende Zusammenhänge zum Tragen: Mit einer Opposition zwischen Saturn und Mond wird die Staatsmacht vom Volk ganz allgemein und insbesondere von jenem Teil, welcher sich ausgegrenzt fühlt (Mond Konjunktion Spitze zwölf und Herrscher des zwölften Hauses), als einschränkend und unterdrückend erlebt. Das Gefühl des Ausgeschlossenseins wird verstärkt, wenn die sich auflehnenden Gruppen vom Innenminister als «Gesindel» («racaille») bezeichnet werden, welches wie Schmutz oder Ungeziefer mit dem Hochdruckreiniger entfernt und weggefegt werden müsse.
  Fig. 1
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  Frankreich: Fünfte Republik (1958)
  5. 10. 1958, 0.00 LT, 23.00 GT
  Paris, F (48N52, 2E20)
  Koch

  Fig. 2
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  Frankreich: Studentenrevolte Mai 1968
  3. 5. 1968, 10.00 LT, 9.00 GT
  Paris, F (48N52, 2E20)
  Koch

  Fig. 3
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  Frankreich: Unruhen Oktober 2005
  27. 10. 2005, 17.30 LT, 15.30 GT
  Paris, F (48N52, 2E20)
  Koch

  Fig. 4
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  Frankreich/5. Republik: Progr. Okt. 2005
  Datum: 20. 11. 1958, 23.02 GT
  Paris, F (48N52, 2E20)
  Koch

  Fig. 5
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  Neumond November 2005 für Paris
  2. 11. 2005, 1.25 GT
  Paris, F (48N52, 2E20)
  Koch

 Fig. 6
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 Frankreich: Französische Revolution
 14. 7. 1789, 13.30 LT, 13.20.40 GT
 Paris, F (48N52, 2E20)
 Koch (GZQ: Lynn Bell)

 Fig. 7
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 Frankreich: Erste Republik (1792)
 21. 9. 1792, 15.30 LT, 15.20.40 GT
 Paris, F (48N52, 2E20)
 Koch

 Fig. 8
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 Jacques Chirac
 29. 11. 1932, 12.00 LT, 12.00 GT
 Paris, F (48N52, 2E20)
 Koch

 Fig. 9
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 Nicolas Sarkozy
 28. 1. 1955, 10.00 LT, 9.00 GT
 Paris, F (48N52, 2E20)
 Koch (GZQ: Lynn Bell) 

 Fig. 10
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 Dominique de Villepin
 14. 11. 1953, 1.35 LT, 1.35 GT
 Rabat, MA (34N02, 6W50)
 Koch (GZQ: Lynn Bell)

Welches sind nun diese Gruppen, die sich von den Behörden missachtet fühlen und «mehr Respekt» einfordern? Mit Saturn in Schütze im fünften Haus und eingeschlossen handelt es sich um Jugendliche (fünftes Haus) ausländischer Abstammung (Schütze), welche mit Arbeitslosigkeitsraten von 40% und mehr in ghettoähnlichen Siedlungen leben und keinen Einlass in die französische Gesellschaft finden. Diese jungen Menschen lassen ihre Wut heraus, indem sie Autos – Symbole von Mobilität (Zwillinge/Schütze-Achse) und von Prestige und persönlicher Verwirklichung (fünftes Haus) – anzünden. Dass sie dabei auch Fortbewegungsmittel jener ihrer Gruppe abfackeln, die einen Weg gefunden haben, sich halbwegs in die Gesellschaft zu integrieren, scheint sie dabei nicht zu kümmern, denn sie agieren auf diese Weise in erster Linie ihre erlebte Ohnmacht aus.
 
Vielleicht hat diese Art von Zerstörungswut auch mit einem anderen Faktor im Horoskop Frankreichs zu tun, welcher ebenfalls eine Entsprechung zum fünften Haus aufweist: Uranus in Löwe Spitze zwei. Man verschafft sich Luft, indem man die mangelnde Wertschätzung, die man als Individuum erfährt, auf die Art rebellisch abreagiert, dass man den Besitz anderer zur Explosion bringt und zerstört und durch die-se Vernichtung andere der Möglichkeit beraubt, sich frei und mobil zu fühlen (Uranus in Löwe im zweiten Haus als Herrscher des achten Hauses, in welchem Chiron steht). In der angesprochenen Symbolik erkennen wir somit den Ausdruck einer Spannung zwischen eigener Unfreiheit (Saturn in fünf, eingeschlossen) und dem Wunsch nach individuellen Entfaltungsmöglichkeiten (Uranus in Löwe), ein Thema, welches sich mit der Opposition zwischen Uranus in zwei und Chiron in acht direkt auf der Besitzachse manifestiert. Die Spannung zwischen «Haben» und «zur Explosion bringen und zerstören» kommt auch über das Halbquadrat zwischen Uranus in Löwe (die rebellische Jugend) und Venus in Waage am IC (die gesellschaftlich Integrierten und Besitzenden) zum Ausdruck.
 
Diese Analyse des Horoskops der Fünften Republik im Hinblick auf das, was zurzeit passiert, wäre allerdings unvollständig, wenn wir nicht berücksichtigen, dass der Mars zusammen mit dem Mond im eingeschlossenen Zwillinge-Zeichen (Mobilität) im elften Haus (Forderung nach Gleichheit) und im Quadrat zum Pluto im zweiten Haus des Habens und des Besitzes steht, was als solches bereits ein revolutionäres Zerstörungspotenzial anzeigt. So erfahren wir durch Medienberichte, dass das Abfackeln von Autos auch zu normalen Zeiten stattfindet und in den letzten Wochen lediglich massiv zugenommen hat. Astrologisch gesehen mag dazu auch die Stellung von Lilith am absteigenden Mondknoten in Widder und im Quadrat zur AC/DC-Achse beitragen – ein Indiz dafür, dass es im Lande Gruppen von Aussenseitern anderer Mentalität oder anderer ethnischer Zugehörigkeit gibt, welche ein Eigenleben führen und zumindest sporadisch die Geborgenheit und den Alltag der Bürger ebenso stören wie sie das harmonische Funktionieren gesellschaftlicher Einrichtungen beeinträchtigen (Aszendent Krebs und Mondknoten im vierten Haus in Waage). Diese Stellung zeigt auch ein tiefes Misstrauen gegenüber Vertretern staatlicher Macht, was darüber zum Ausdruck kommt, dass nicht nur Jugendliche, sondern auch ein grosser Teil der Franzosen von vornherein davon ausgehen, dass jene, welche in Machtpositionen sind, ihre Stellung zum persönlichen Vorteil nutzen und missbrauchen. Nur so ist es zu erklären, dass in Frankreich Streikenden häufig eine grosse Sympathie zuteil wird, sogar vonseiten jener, die unter dem Streik zu leiden haben. Dieses Thema wurde vor bald zehn Jahren in Astrologie Heute Nr. 59 (Feb./März 1996) im Artikel «Frankreich: Arrogante Obrigkeit und revolutionäres Volk» diskutiert, zusammen mit den verschiedenen für das Land relevanten Horoskopen. Das damalige Zitat des angesehenen französischen Journalisten der Zeitschrift Le Monde Luc Rosenzweig hat dabei nichts an Bedeutung verloren:
 
«‹Normale› Länder wie Deutschland oder die Schweiz wundern sich, warum ein Land wie Frankreich, an sich eine vorbildliche Demokratie, in eine solche Situation schlittern kann, weshalb es in der postindustriellen Gesellschaft zu Klassenkämpfen im Stil des 19. Jahrhunderts kommt. Die Antwort liegt zugleich in der Geschichte und in der Kultur. Seit der Revolution zeichnet diese Nation eine angeborene Unfähigkeit aus, Reformen sanft durchzuführen. Von 1789 bis 1995 haben die radikalen Veränderungen des politischen und sozialen Systems stets die Form eines Dammbruchs angenommen. Lang angehäufte Frustrationen brechen unversehens durch, das Volk geht auf die Strasse, die Regierung muss nachgeben oder wird gestürzt.»
 
Je nach Epoche sind es unterschiedliche Gruppen, die sich auflehnen und auf die Strasse gehen. Das letzte Mal, dass es Revolten gab, die die Regierung ernsthaft infrage stellten, war im Mai 1968. Zehntausende von Studenten und Polizisten lieferten sich während Tagen und Nächten erbitterte Strassenkämpfe, die Hunderte von Verletzten forderten. Ein Kommentar der Weltrundschau 1968 zu den damaligen Entwicklungen: «Auf der Seite der Studenten stritten auch die Mittelschüler und zahlreiche Hochschullehrer, auf der Seite der Ordnungskräfte wurden von der Regierung neben Gendarmerie und Mobilgarde auch die gefürchteten CRS-Truppen eingesetzt, die jede Demonstration gnadenlos niederknüppelte. Wenn Frankreichs Elite von morgen sich nicht mit den Ordnungskräften herumprügelte, diskutierte sie engagiert im ‹Amphi›, der besetzten Sorbonne.»*1 Die Auseinandersetzungen nahmen bürgerkriegsähnlichen Charakter an, denn Studenten, Lehrerverbände, Gewerkschaften und Oppositionsparteien bildeten eine gemeinsame Front gegen den Gaullismus. In dieser schweren Krise sicherte sich Präsident De Gaulle die Unterstützung der – unter anderem in Deutschland stationierten – Armee, bevor er resolut mit der Losung «Reformen ja – Anarchie nein» auftrat. Durch grosszügige Konzessionen gegenüber den Gewerkschaften gelang es schliesslich der Regierung, die Situation zu beruhigen.
 
Den aufmerksamen Leserinnen und Lesern dürfte die gemeinsame Symbolik zwischen damals und jetzt nicht entgangen sein. In beiden Fällen ist die Jugend die treibende Kraft (fünftes Haus und Löwe). Dem Schütze-Zeichen entsprechend, handelte es sich damals um die in Ausbildung befindlichen Studenten und Schüler, während dieses Mal die Jugend ausländischer Herkunft, die sich diskriminiert fühlt und meint, keine adäquate Ausbildung zu erhalten oder arbeitslos ist, im Vordergrund steht. Gemeinsam ist wiederum das Bedürfnis, angehört zu werden.
 
Unterschiedlich ist allerdings, dass es sich dieses Mal um einen unkoordinierten Protest der Unterschicht handelt und keine Avantgarde für zündende Leitgedanken sorgt. Es läuft bei Märschen kein Sartre und kein Cohn-Bendit in der ersten Reihe mit. «Was in diesen Tagen die öffentliche Ordnung in europäischen Städten erschüttert, ist ein verzweifeltes Aufschäumen, ist richtungslose Gewalt, mal gegen eine Staatsmacht wie in Paris, mal gegen andere Underdogs wie kurz zuvor in Birmingham» (Der Spiegel, 45/2005, 7. November 2005).

Gemeinsame Konstellationen im Mai 1968 und jetzt
 
Das Horoskop für den Ausbruch der Studentenrevolte vom 3. Mai 1968 ist in Fig.2, jenes des Beginns der jetzigen Unruhen in den französischen Vororten am 27. Oktober 2005 in Fig.3 aufgezeichnet. Wenn man Gemeinsamkeiten sucht, wird man schnell fündig: In beiden Fällen steht der Mars im Stier-Zeichen in Spannung zum Neptun und in Konjunktion oder Spannung zur Lilith. Der aufsteigende Mondknoten befindet sich beide Male in Widder, und die beiden Sonnen bilden eine weite Opposition zueinander. Im jeweils gegenüberliegenden Zeichen steht auch der Uranus, und eine Konzentration von Planeten in den fixen Zeichen ist beiden Horoskopen gemeinsam: (sechs Planeten, die zumeist zueinander in Spannung stehen, plus Lilith).
 
Auch bei den zeitlichen Auslösungen im Horoskop der Fünften Republik gibt es frappante Entsprechungen. Damals wie heute gab es vor den Unruhen eine Sonnenfinsternis in Konjunktion oder Opposition zur Sonne der Fünften Republik und kurz danach eine Mondfinsternis auf der Mondknotenachse mit Lilith am absteigenden Mondknoten (1968 am 28. März auf 8 Grad Widder und 23 Grad Widder/Waage, dieses Mal am 3. Oktober auf 10 Grad Waage und 24 Grad Widder/Waage). Finsternisse derart nahe bei beiden Faktoren hat es in der Zwischenzeit nur im Herbst 1978, im Herbst 1986 und im Frühjahr 1987 gegeben. Dabei wiederholt sich diese Konstellation dieses Mal im Frühjahr 2006 praktisch auf den gleichen Gra-den. Diese zweimalige Doppelauslösung der unaspektierten Sonne/Merkur-Konjunktion und der Mondknotenachse mit Lilith am absteigenden Mondknoten ist natürlich hochgradig signifikant, denn sie bringt sowohl die etwas hilflos agierende und nicht mit dem Volk rückgekoppelte Führung (Sonne/ Merkur unaspektiert) als auch die im Schatten befindlichen, unterdrückten Energien einer sich vernachlässigt fühlenden Minorität (Lilith am absteigenden Mondknoten) auf den Plan.
 
Aufschlussreich ist auch die Tatsache, dass beide Male, sowohl 1968 als auch 2005, der laufende Pluto den Saturn des Frankreich-Horoskops aktiviert, 1968 in Form eines Quadrates und 2005 (als nächster markanter Übergang) in Form einer Konjunktion. Ähnliches gilt für die Auslösung der Uranus/Chiron-Opposition des Frankreich-Horoskops: beide Male durch eine starke Spannung im fixen Kreuz unter gleichzeitiger Mitwirkung von Mars in Stier sowie Neptun und Lilith. Gegenwärtig steht die zurzeit vorhandene weite Saturn/Lilith-Konjunktion auf dem Uranus des Frankreich-Horoskops, während der laufende Neptun die Position des Chiron übernimmt. Wir können uns vorstellen, dass die grosse Spannungsfigur, die sich im Winter 2005/06 zwischen Mars in Stier, Jupiter in Skorpi-on, Saturn in Löwe sowie Chiron und Neptun in Wassermann entfaltet, bestehende Spannungen am Leben erhalten dürfte, umso mehr, als es zu den vorhandenen Problemen – ausser Ausnahmezustand und Polizeipräsenz – keine schnellen Lösungen gibt.
 
Zum Schluss sei auf die Bedeutung der transitären Chiron-Stellungen hingewiesen, wie sie sich 1968 und 2005 ergeben. 1968 kam Chiron auf den MC des Frankreich-Horoskops zu liegen, während er 2005 dessen Deszendenten einnimmt. Dies zeigt Leidensprozesse an und Situationen, die durch Schnellmassnahmen nicht zu bereinigen sind.
 
Die weiter oben angedeutete Wichtigkeit des sich diesen Winter bildenden Grossen Quadrats im fixen Kreuz mit Mars in Stier Opposition Jupiter in Skorpion sowie Saturn und Neptun im Quadrat dazu wird zusätzlich erhärtet, wenn wir das progressive Horoskop für die Fünfte Republik betrachten (in Fig.4 für Oktober 2005 aufgezeichnet). Wir sehen, dass der rückläufige progressive Mars sich praktisch mit dem transitierenden Mars (Fig.3) deckt und mit Jupiter, Uranus und Chiron eine Spannungsfigur im fixen Kreuz erzeugt. So steht jetzt und in nächster Zeit der laufende Mars auf seiner progressiven Stellung, und dies gilt auch für Jupiter, während der laufende Saturn auf den Uranus (Radix und progressiv) und der laufende Neptun auf den Chiron (Radix und progressiv) zu liegen kommen. Es fällt auch auf, dass der progressive MC in zwei Jahren den progressiven Mars erreicht und der progressive AC dannzumal ins Jungfrau-Zeichen wechselt, wo ihn Pluto erwartet, während die progressive Sonne gleichzeitig ins Schütze-Zeichen tritt, wo sich bereits die progressive Venus befindet, um aus dieser Stellung ein Quadrat zu Pluto Radix und progressiv einzuleiten.

Brisanter Neumond vom 2. November 2005
 
Wir haben bereits besprochen, dass die Sonnenfinsternis vom 3. Oktober 2005 im Horoskop der Fünften Republik die Sonne/Merkur-Konjunktion aktivierte und anschliessend die Mondfinsternis vom 17. Oktober auf die Mondknotenachse zu liegen kam. Nun fällt auf, dass die Unruhen einen Tag nach dem Eintritt des Jupiter ins Skorpion-Zeichen begannen (Jupiter-Ingress am 26. Oktober 2005). Jupiter ist dafür bekannt, dass er den Mut (oder Übermut) generiert, welcher nötig ist, damit zur Tat geschritten wird – unabhängig davon, ob dies in konstruktiver oder destruktiver Absicht passiert. So kann Jupiter nicht nur bei kriegerischen Auseinandersetzungen, sondern auch bei Unruhen im Spiel sein. Dies macht den Neumond vom 2. November (Fig.5) umso wichtiger, denn er findet in Konjunktion mit Jupiter und im Quadrat zu Saturn statt. Da bei den randalierenden Jugendlichen vorhandene Frustrationsgefühle im Zusammenhang mit fehlender Anerkennung und fehlenden Entfaltungsmöglichkeiten stehen, ist der durch den Vollmond nun in den Vordergrund rü
ckende Spannungsaspekt zwischen Anspruch (Jupiter) und Realität (Saturn) brisant, ganz abgesehen davon, dass dieser Neumond zum ersten Mal Anlass gibt für die Bildung jenes Grossen Quadrates im fixen Kreuz, welches uns noch einige Zeit beschäftigen wird. Auch hier sind die Verbindungen zum Horoskop der Fünften Republik recht markant

Französische Revolution und Erste Republik
 
Die in Frankreich lebende, amerikanische Astrologin Lynn Bell schlägt vor, zur Erklärung der gegenwärtigen Unruhen in Frankreich auch die Horoskope der Französischen Revolution und der Ersten Republik heranzuziehen.*2 Jenes der Französischen Revolution geht auf die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 zurück, wobei Lynn Bell eine Zeit von 13.30 Uhr annimmt (Fig.6). Dies ergibt eine MC/IC-Achse auf 12 Grad Löwe/Wassermann mit einer Konjunktion von Uranus, Venus und Jupiter 6– 8 Grad davor und Pluto 6 Grad danach. Damit hätten wir auch in diesem Horoskop eine markante Spannungsfigur im fixen Kreuz, wobei die laufenden Transite sehr viel Sinn machen.
 
Die Erste Republik (Fig.7) kam – gemäss Nicholas Campion – am 21. September 1792 um 15.30 Uhr Lokalzeit durch Proklamation der Nationalversammlung zustande. Zu diesem Horoskop schrieben wir im weiter oben erwähnten Artikel «Frankreich: Arrogante Obrigkeit und revolutionäres Volk» vor zirka zehn Jahren:
 
«Die Pluto-Stellung hat sich im Vergleich zu den Horoskopen der Französischen Revolution nur wenig verändert, aber Uranus hat nun eine exakte Opposition zum Pluto eingenommen, welche vom laufenden Mars quadriert wird. Mit dieser Mars-Stellung am MC im Quadrat zu Pluto und Uranus darf man sich über die revolutionäre Gesinnung der Ersten Republik keine Illusionen machen. Der Mond ist wie bei den bisherigen Revolutionshoroskopen in einem Feuer-Zeichen, zwar nicht in Widder, aber in Konjunktion mit Mars. Auffallend sind die Spannungen im Bereich von 20–26 Grad fix und im Bereich Ende kardinal/Anfang fix mit Jupiter/Neptun Opposition Saturn, Quadrat Chiron. Wie in den bisherigen Horoskopen [Nationalversammlung am 17. 6. 1789 und Französische Revolution] befindet sich Jupiter auch dieses Mal Anfang fix, bisher in Konjunktion mit Uranus, jetzt mit Neptun. Genau diese Konjunktion von Jupiter und Neptun finden wir 166 Jahre später (ein Neptun-Umlauf und 14 Jupiter-Umläufe) im Horoskop der Fünften Republik am gleichen Ort wieder. Wäh-rend der gleichen Zeitperiode hat Uranus zwei Revolutionen (Umläufe) vollzogen. Aber auch die Aszendent/Deszendent-Achse steht umgekehrt auf den gleichen Graden von 25/26 Krebs/Steinbock, wiederum ganz in der Nähe der Sonne des 14. Juli, dem Zeitpunkt des Sturms auf die Bastille. Die Tatsache, dass die Aszendent/Deszendent-Achse des Horoskops der Ersten Republik gradgenau auf jener des Islamhoroskops steht, mit einer Sonne für den Sturm auf die Bastille ebenfalls auf 25 Grad Krebs, mag erklären, warum Frankreich mit den nordafrikanischen islamischen Ländern eine besondere Geschichte hat. (Sie begann wenige Jahre nach Ausrufung der Ersten Republik mit der Eroberung Ägyptens durch Napoleon.)»

Französische Politiker unter grossem Druck
 
Dass sich die laufenden Konstellationen auch in den Horoskopen massgeblicher französischer Politiker widerspiegeln, ist naheliegend. So wird Präsident Chirac (Fig.8) durch einen Uranus-Transit in der Nähe seines aufsteigenden Mondknotens im Quadrat zu Sonne und MC und in Opposition zu Mars/Neptun in Stress versetzt. Damit geht es ihm nicht anders als George W. Bush, dessen Horoskop auf 2 Grad genau die gleiche Mars-Stellung aufweist. Nach einem Quadrat zum Jupiter nähert sich der laufende Pluto nun seiner Mond-Stellung, auf welcher er im März 2006 im Orb von etwas mehr als 1 Grad eine Station bilden wird, um dann Anfang 2007 die Mond-Stellung Chiracs zu überqueren. Man kann sich auch vorstellen, dass die Station des Mars (bevor dieser rückläufig wurde) am 1. Oktober 2005 gradgenau auf Chiracs Lilith nicht sehr angenehm gewesen sein dürfte, umso mehr, als er im Anschluss daran zweimal ein Quadrat zur AC/DC-Achse bildet.
 
Mit einer Sonne/Mars-Quadratur ist Chirac sensibilisiert für Rivalitäten mit jüngeren männlichen Konkurrenten. Ein entsprechender Herausforderer steht in der Person von Innenminister Nicolas Sarkozy tatsächlich bereits in den Startlöchern. Er setzt seinen MC (Fig.9) auf Chiracs Mond, und der laufende Pluto kommt nun darauf zu stehen, sodass die beiden miteinander bezüglich öffentlicher Anerkennung in Konkurrenz stehen und wohl einige Konflikte in der Öffentlichkeit austragen dürften. Sarkozys Saturn/Lilith-Konjunktion im Quadrat zu Chiracs AC/DC-Achse und in Opposition zu dessen Lilith/Chiron-Konjunktion legt auch Kämpfe unter der Gürtellinie nahe. Tatsächlich wirft Sarkozy Chirac vor, dass die Regierung unter dessen Leitung dazu beigetragen hat, die Untreue seiner Frau publik zu machen, um ihn – der sonst den Ruf eines knallharten Law-and-Order-Mannes geniesst – als «gehörnten» Ehemann zu diskreditieren. Mit der Sonnenfinsternis vom 3. Oktober in Opposition zu seinem Mars ist Sarkozy zurzeit tatsächlich in jeder Hinsicht gefordert, was seine Hemdsärmeligkeit (Mond Konjunktion Mars in Widder Quadrat Mondknoten) nur noch akzentuiert – allerdings mit einem Bumerangeffekt, wenn er dadurch, dass er Unruhestifter als «Gesindel» bezeichnet, selbst zur Eskalation beiträgt.
 
In Anbetracht seiner angeschlagenen Gesundheit wird Chirac wohl den Kampf gegen Sarkozy nicht in erster Linie selbst austragen wollen. Als Feldherr hat er bereits Dominique de Villepin (Fig. 10) ins Rennen geschickt, den er vor einigen Monaten nach dem gescheiterten Referendum zur EU-Verfassung zum Regierungschef ernannte. Mit der Sonnenfinsternis vom 3. Oktober auf seinem Mars in Waage weiss auch de Villepin, dass es nun um den Kampf um die Nachfolge von Chirac geht. Im Vergleich mit dem impulsiven und unzimperlichen Sarkozy sind seine Waffen jedoch jene der Diplomatie und der Manipulation. So dürfte es de Villepin nicht ungelegen kommen, wenn sich Sarkozy im Zusammenhang mit den Unruhen die Finger verbrennt. Ob dies wirklich so herauskommt, erscheint jedoch zweifelhaft, denn Sarkozys unzimperliches Durchgreifen ist im Volk sehr populär.
 
Wenn wir die intensiven gegenseitigen Aspekte zwischen den beiden Kontrahenten betrachten (wie Sarkozys Lilith/Saturn-Konjunktion auf de Villepins Sonne/Merkur-Konjunktion oder de Villepins Saturn/Venus-Konjunktion im Quadrat zu Sarkozys Sonne/Chiron-Konjunktion sowie seine Lilith/Mars-Konjunktion in Opposition zu Sarkozys Mond/Mars-Konjunktion), können wir gespannt sein, welchen Verlauf die Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten nimmt. Dies wird es allerdings nicht leichter machen, die eskalierenden Probleme mit den gewalttätig werdenden Zukurzgekommenen – die sich bereits über Jahrzehnte hinziehen – konstruktiv anzugehen.



Fussnoten
*1 Weltrundschau Verlag, CH-Lugano, 1975.
*2 Im Internet-Artikel «France on Fire» vom November 2005 (von ISAR publiziert). Von Lynn Bell stammen auch die Geburtszeit-Angaben für Sarkozy und de Villepin.