Astrologie Heute Nr. 186 (April 2017)
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Astrologie Heute Nr. 186
April 2017

Inhaltsverzeichnis
Heft Nr. 186 bestellen

 

Astro-logische Merk-Würdigkeiten
 

Wo der Hase im Pfeffer liegt, ist auch der Faden der Maus nicht weit
 
von Barbara Egert
 


 

Wenn jemand, der reichlich gesetzt und stämmig aussieht, sich nach einem Friseurbesuch als «pfiffig» bezeichnet, dann kann da was nicht stimmen. Entweder, er missversteht sich völlig, wie beispielsweise mit Neptun im Quadrat zur Sonne oder zum AC, oder aber er ist Mitglied des Vereins zur Bewahrung sprachlicher Gewohnheiten der 50er-Jahre. Einst wusste er vielleicht, was die Musikbox geschlagen hatte, verschlief aber, dass diese ebenso ausgestorben ist wie Fernsehtruhen und andere Dinosaurier. Saturn hinkt, und Neptun träumt vor sich hin. Wenn man überhaupt heute noch meint, etwas als «pfiffig» bezeichnen zu können, dann vielleicht Tim, jene legendäre Comic-Figur aus «Tim & Struppi», aber auch das nur, wenn Ironie mitschwingt, jene dezente Wunderwaffe und Bumerang zugleich.

Jemand hat für seinen Chef – einen Merkur-Saturnier, der ihm schon lange auf den Geist geht – einen ironischen Spruch parat: «Der Argwohn isst mit dem Teufel aus der gleichen Schüssel». Er kann ihm ja nicht direkt sagen, was er von ihm hält. Leider muss er jedoch erleben, dass die Ausrede, das sei ja nur lustig gemeint gewesen, ihm nicht hilft: Er wird entlassen. «Sage nicht immer, was du weisst, aber wisse immer, was du sagst.»

Ab einem gewissen Alter, heisst es, habe man das Gesicht, das man verdiene, und es sei nun auch endlich Schluss mit der Ausrede einer traumatischen Kindheit. Nicht nur für sein Gesicht, auch für seine Ausdrucksweise sei man verantwortlich. Also sollte auch nicht alles, was zu den Ohren hereinspaziert, flugs zum Munde wieder herausflattern. Nehmen Sie etwa «cool». Das ist ein Tranquilizer, von dem man abhängig werden kann. Kaum braust man auf, gerät in Wut – und meist ist die ja berechtigt –, setzt auch schon der Beschwichtigungs-Mechanismus ein, der einem sagt: «Bleib cool, reg dich ab, denk an Humphrey Bogart in ‹Casablanca›.»

Das Feuer der Wut oder die Erstarrung zu Eis – ja, was ist es denn nun, das man wirklich empfindet? Und was hindert einen daran, zu seinen wahren Gefühlen zu stehen und alles andere als cool zu sein? Ich kenne jemanden mit Sonne und Saturn in Steinbock im Quadrat zum Waage-Neptun, der sich ständig besänftigt. Nichts regt ihn auf, alles lässt ihn kalt. Innerlich kocht er (Mars in Skorpion), ich weiss, doch mit der Zeit hat er gelernt, sich zu beherrschen. Er ist es zwar nicht, gilt aber als total cool. Ich fürchte, das wird irgendwann böse enden …

Ob gleich sich nun wirklich zu gleich gesellt oder ob es doch eher die Gegensätze sind, die sich anziehen, das bleibt weiter ebenso unklar wie die Bedingungen, unter denen sich das Wetter tatsächlich ändert, ob durch den Vollmond, heulende Wölfe, Hunde, die Gras fressen, oder krähende Hähne. Und überhaupt, wer hat denn heute noch so viel Mist hinterm Haus, auf dem jemand krähen könnte? Und selbst wenn einer krähte, wäre all jenen mit dem Gold im Munde der Tag dadurch dermassen verdorben, dass sie nicht nur den Tag nicht vor dem Abend lobten, sondern gelobten, sich den Krähenden in seiner gebratenen Form vorzuknöpfen? Und was das Gold im Munde der Frühaufsteher (Sonne und AC in Widder im Quadrat zu Uranus) angeht: Längst sind es Nano-Partikel, freie Radikale und Schwermetall, die uns Sorgen machen, denn wenn Leben das Einatmen der Zukunft sein soll, na, dann höre ich bereits jetzt das Husten kommender Zeiten.

Sprichwörter sind mit Vorsicht zu gebrauchen. Wer sich ihrer bedient, ist sich der Leere in seinem Kopf, der zeitweiligen oder permanenten Abwesenheit Merkurs vielleicht nicht bewusst, doch ein aufmerksames Gegenüber bemerkt es und kann peinlich berührt sein: «Ein leerer Topf am meisten klappert, ein leerer Kopf am meisten plappert.» Nicht jede plutonische Keule schlägt nämlich einem Fass den maroden Boden aus, und nicht immer ist es der Wonnemonat, der alles erneuert. Wo der Hase im Pfeffer liegt, ist auch der Faden der Maus nicht weit.

Aus astrologischer Sicht sind nicht die Sprichwörter interessant, sondern warum sich jemand ihrer bedient. Und überhaupt und ganz besonders nach: «Arbeit macht frei» und «Jedem das Seine». Wenn einer mit dem sonoren Ton tiefer Überzeugung etwa als aller Weisheit letzter Schluss verkündet, in eine gut laufende Maschine solle man nicht eingreifen und schlafende Löwen lieber nicht wecken, dann ist das kein Seitenhieb auf Uranus, der ja zu solchen Eingriffen neigt, sondern schlicht und einfach ein Appell an alle: Lasst mich in Ruhe und alles, wie es ist, denn ich ertrage einfach keine Veränderung. Der coole Saturn lässt grüssen, und nach ihm die Sintflut.


Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert