Einst verschlug es mich in die alte Heimat und dort selbst zu meinen Stier-Verwandten, die mich am Flughafen abholten. Als Erstes fragten sie, was es denn zu essen gab im Flieger, denn es war ja immerhin ein Mittelstrecken-Flug, den man ohne ausreichende Ernährung nur schwerlich bewältigt. Einen Imbiss gab’s mit irgendwas drauf. Das war nicht zufriedenstellend beantwortet. Also, ich glaube, das war ein Salatblatt mit wahlweise Käse oder Salami. Mehr nicht? Früher war auch das besser, denn da bekam man wirklich was Anständiges zu essen.

Früher, ja das stimmt, früher als wir noch nach Kreta reisten, nicht allein der köstlichen Tomaten wegen, aber auch, dieser von Sonne und Erde verwöhnten Frucht. Dass in Deutschland die Tomaten im Gemüse-Ranking an erster Stelle stehen, begreifen wohl nur diejenigen, die noch nie eine gegessen haben. Nach einem Probelauf quer durch Strauchtomaten, Eiertomaten, Hollandtomaten etc. kam ich zu der niederschmetternden Erkenntnis, dass sie nach nichts schmecken. Nein, das wäre übertrieben, sie schmecken wirklich und absolut nach überhaupt nichts, im besten Falle könnte man das schwache Aroma noch faulig nennen.

Aber zurück zu meinen Stier-Verwandten, die das Tomaten-Problem umgehen, indem sie zwar auf frische Tomaten notgedrungen verzichten, stattdessen aber Dosentomaten für Saucen und Suppen einsetzen, mit denen sie ganz zufrieden sind. Also: In ihren Augen halb verhungert treffen wir in der Wohnung ein, wo schon ein grossartiges Essen vorgekocht wurde und nur noch aufgewärmt werden muss. Aber die Zeit bis dahin kann man nicht einfach so nur mit Kaffee verbringen. Moni öffnet ihre Küchen- und Vorratsschränke, um mich aussuchen zu lassen, welche Leckerei mir am besten die Zeit bis zum Abend versüsst. Allein dieser Anblick lässt mich vermuten, sie erwarten in Kürze einen Bürgerkrieg, für den sie sich wappnen müssen, Hausarrest oder Tornados, die Einkäufe unmöglich machen.

Zum Nachtisch gibt es Erdbeeren, die zu dieser Jahreszeit (März) ungewöhnlich reif und rot aussehen. Ich bin etwas skeptisch, denn ich erinnere mich an einen Artikel, dass die Erdbeeren, behandelt mit Spritzmittel, ca. 2000 km im LKW oder Flugzeug unterwegs sind. Es wurden für eine Untersuchung Erdbeeren püriert und in kleine Proben abgepackt. Nur 20 % der Probanden erkannten, dass es sich um Erdbeeren handelte. Aber ich weiss ja, was es zum Dessert gibt und werde dann vielleicht das Erdbeer-Aroma herausschmecken.

Nun hat sich alles verändert, ich lebe wieder in Berlin. Telefonieren ist einfacher und weniger kostspielig. Allerdings kann man wunderbar über Whatsapp Rezepte und Anregungen mit Fotos dieser Köstlichkeiten versenden. Nun sind meine Stier-Verwandten ernsthaft besorgt, dass ich nicht richtig esse. Was heisst hier richtig? Du musst jeden Tag eine warme Mahlzeit essen, dann Obst, Gemüse und ausreichend trinken. Ich trinke viel Kaffee, sage ich zu meiner Verteidigung. Ja, darfst du, aber nicht in Mengen, am besten ist ungesüsster Tee, Kräutertee und natürlich auch Wasser.

Auf die besorgte Frage, wie viel ich denn jetzt wiege (44 kg), folgt Entsetzen, ich müsse bei meiner Grösse mindestens 50 kg wiegen. Ich protestiere und frage, ob sie mir dann eine komplette neue Garderobe bezahlen möchten. Wie auch immer, es dauert nicht lange und schon bringt die Post mir ein Paket, wie es scheint, ein Care-Paket. Dazu lese ich im Internet: Vor 75 Jahren erreichten die ersten Care-Pakete das notleidende Nachkriegseuropa. Sie waren der Beginn einer beispiellosen Hilfsaktion und wurden zum Symbol der Hoffnung und Versöhnung. Dosenschmalz, Milch und getrocknetes Fleisch retteten Millionen Menschen vor dem Hunger.

Diese Überlebensmittel finde ich nicht in meinem Paket, dafür Astronauten-Trinknahrung, hochkalorisch für mangel- und unterernährte Menschen. Aber was ist das denn? Cashewnüsse, geröstet und gesalzen, Nougat und Baumstammnougat. Ich bin gerührt und möchte meine Stier-Familie nicht missen, sie sind eine wunderbare erdige Ergänzung zu meinem luftigen Wesen, damit es sich nicht leichtflügelig davonmacht.

Barbara Egert, geprüfte Astrologin DAV, jahrzehntelange Astrologieerfahrung; Bücher: «Astro-logische Merkwürdigkeiten – Kolumnen» (2017, nur bei Amazon erhältlich), «Wenn die Kindheit Schatten wirft: Beziehungen, Hochsensibilität, Narzissmus» (2014), «Hochsensibilität im Horoskop» (2012), «Krisen im Horoskop erkennen» (2011), «Kindheitserfahrungen im Horoskop» (2009); ständige Mitarbeiterin von ASTROLOGIE HEUTE, E-Mail: Barbara Egert