Astrologie Heute Nr. 129 (Oktober 2007) - Editorial
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Astrologie Heute Nr. 129
Oktober 2007

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 E  D  I  T  O  R  I  A  L 

 

 
Armando Bertozzi
 

Liebe Leserin, lieber Leser

 
Die Schatten werden länger. Jahreszeit. Das Himmelslicht zieht flachere Bahnen. Der Schein trügt und wird matter, drückend, zu schwer, den Zenit zu erreichen. Dämmerzeit. Hinterm Wolkenspiel mit seinen grimmigen Fratzen steckt der Wind, der Schwärze auf uns wirft mit bleiernem Drängen. Das Absolute ist ein Kleid, das an uns klebt und uns zu eng ist. Weil es uns formt zu dem, was wir sein wollen sollen: das andere, das Begrenzte. Etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig. Wir versuchen es im Suchen. Vergeblich, weil es an uns klebt wie Schweiss an der Haut. Wie der tote Winkel an unserer Hinterseite. Wie der blinde Fleck in unserem Spiegelbild. Unsere Grenze ist es, über die wir nicht hinauskönnen – dieses Absolute, dieses Allumfassende, das uns einzwängt in das, was wir sein müssen: unsere Begrenztheit und etwas Unsagbares dazwischen, an dem wir uns festklammern, doch nicht halten können. Unser flaches Licht, unser beschränktes Ahnen, unsere dunkle Vorstellung, die nur ein Theater ist, mehr nicht. Der Vorhang fällt, und es wird zappenduster. Das Publikum – die Mitleidgenossen – steht auf der anderen Seite. Im Hohlklang des Bühnenraums hören wir das höhnische Echo unseres Keuchens, nach all der Anstrengung: unser Atem, der Einzige, der zu uns hält; unsere Puste, die Fratzen bläst mit bleiernem Drängen; die Luft aus unseren Eingeweiden, die sich ausdehnt und nach oben dringt in den verschlossenen Mund. Wir lächeln aufgeblasen. Wie Blumenkohlwolken.
 
Über den Wolken muss der Blumenkohl wohl grenzenlos sein. Wir sitzen im Flugzeug und sind wie immer nicht der Pilot. Wir setzen zur Landung an. Endlich Boden unter den Füssen, das heisst: Stimmungswandel und Realitätstest. [S.14ff.] Die Erde hat uns wieder, noch taumeln wir. Nicht vom Bordgetränk, von unseren verwehten Schnapsideen, die mit der harten Landung zerstoben. Mit der Champagnerlaune, dieser Schimäre, ist es eh vorbei. Pluto wandert von Schütze in Steinbock [S.18f.]. Planungsleichen pflastern seinen Weg. Träume sind Schäume und zerplatzen wie Seifenblasen am Heuhaufen. Die Nadel pickst: Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen.
 
Ohne Fleiss kein Preis (Steinbock), ohne Schweiss kein Kleben (Pluto). Natürlich wird es nicht so schlimm. So arg wird es nicht werden. Wir haben ja Möglichkeiten: Anpassung, Verweigerung, Abwehr. [S.50ff.] Strategien auch für Pluto in Steinbock. Dunkel wissen wir: Aus Erfahrung nicht gut. Was also dann? Nullpunkt, Initiation, Neubeginn. [S.20] Etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig. Der Winter wird zugig, die Nächte lang, die Morgen verfroren. Nur unser Atem bleibt deutlich sichtbar in der klirrenden Kälte; der Einzige, der zu uns hält. 
 

Armando Bertozzi
Redaktor
 

Armando Bertozzi, von 1975 bis 1982 Kurse in Astrologie, Alchemie und Kabbala; 1980 bis 1988 Redaktor und Mitherausgeber von Essentia, der Zeitschrift für evolutionäre Ideen; seit 1989 Chefredaktor von ASTROLOGIE HEUTE (E-Mail: Armando Bertozzi)